Hand drauf!
- Komplett Media
- Erschienen: Oktober 2018
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Selbstbeliebigung ....
…. so sollte das Buch eigentlich heißen, schreibt die Autorin im Vorwort. Lange habe sie nach einem besser passenden und besser klingendem Wort gesucht für das, was sonst unter Selbstbefriedigung, Onanie, Solosex oder Masturbation geführt wird.
Es ist ein anderer Titel geworden - „Hand drauf“ - aber gepasst hätte „Selbstbeliebigung“ tatsächlich gut. Generell, weil es einfach ein schöneres Wort ist. Und speziell, weil die Sexualpädagogin Gianna Bacio hier sehr liebevoll und wertschätzend darüber schreibt.
Freundlich wie die beste Freundin ...
Über die vielen Möglichkeiten, die es gibt, und die vielen Schwierigkeiten, die man – frau – damit haben kann. Kein Wunder, so ihre Meinung. Wenn niemand darüber spricht, es erklärt oder vorführt, sondern jede für sich das Rad mehr oder weniger neu erfinden muss. Wenn Frauen nach wie vor oft meinen, Orgasmus wäre Glücksache und sie hätten keinen Anspruch darauf. Orgas-Kann sozusagen, nicht Orgas-Mus.
Allerdings ist das Buch keine feministische Streitschrift, mit denen die Autorin die weibliche Hälfte der Menschheit zur sexuellen Selbstbestimmung aufruft. Sondern auch mit diesen verinnerlichten Glaubenssätzen und Hemmungen geht sie sehr freundlich um: „Dir fällt es schwer, dich wichtig zu nehmen, deinen Körper zu mögen, deinem Partner zu sagen was du möchtest oder vielleicht sogar, zu wissen was du möchtest? - Dann frag dich nicht was mit dir nicht stimmt", so ihr Credo, "sondern fang mit kleinen Schritten an.“ Ein erster Schritt kann zum Beispiel eine Liste sein, von dem, was jede an sich mag. Und dann geht es schrittweise weiter. Sich wohlwollend nackt vor dem Spiegel zu betrachten. Auszuprobieren, was sich angenehm anfühlt, was lustvoll.
Jeder und jede kann zum Orgasmus kommen. Selten zwar nur mit dem "Rein und Rau"s und noch seltener in drei Minuten (so wie in vielen erotischen Romanen der Standard ist). Aber mit Geduld und Übung findet sich ein Weg. Weitergehen, wo es gut voran geht, jedes Mal ein paar Schritte mehr, bis zum Ziel. Hat man einmal einen Weggefunden, geht es daran, noch einen zu beschreiten, mehrere, viele: zu anderen Zeiten, anderen Orten, in anderen Positionen, mit anderen Hilfsmitteln. Dafür gibt es konkrete Wochenpläne und Anleitungen.
Eiingebettet ist dies alles in historische Fakten zum Thema weibliche Sexualität, viele Fallbeispiele und reichlich eigene Erfahrungen aus dem Leben der Autorin.
… durchaus ein bisschen langatmig
Das liest sich alles sehr interessant. Wer allerdings schon viel Vorwissen hat, und weiß, das vaginale und klitorale Orgasmen gar nicht so klar zu trennen sind; dass bei manchen Frauen die Klitoris anatomisch so gelegen, dass sie beim normalen Sex genug Streicheleinheiten abbekommt und bei anderen eben nicht; dass es dann auf die Stellung ankommt oder die Technik, wie frau selbst oder ihr Partner dann zusätzlich die „Hand drauf“ hat …. Wer in erster Linie auf der Suche ist nach solchen Tipps und Tricks für besseren Solo-Sex und Sex zu zweit, auf den kann der freundschaftliche Redefluss etwas langatmig wirken.
Fazit
Für alle mit wenig Erfahrung beim Solo-Sex ist dieses Buch eine großartige Einführung und Anleitung: In aller Ruhe, sehr offen, verständnisvoll und freundlich wie eine beste Freundin oder große Schwester. Für alle auf der Suche nach neuen und konkreten Informationen, Anregungen und Anleitungen könnte die beste Freundin schneller auf den Punkt kommen.
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